Qualzucht Hund! Viel diskutiert und umstritten – Wir klären auf

Qualzucht Hund! Viel diskutiert und umstritten – Wir klären auf

Wir kläre auf was das Schlagwort Qualzucht Hund wirklich bedeutet und warum die Hundezucht so nicht mehr weitergehen kann.

Überall hört man von Qualzucht Hund und Qualzuchtmerkmalen bei Hunderassen, von einer Defektzucht und dass die Hundezucht in einer großen Kriese steckt. Und tatsächlich muss man den Kritikern recht geben. Wir erklären warum.

Der Anfang vom Ende

Es ist nicht lange her, da änderte sich die Hundezucht grundlegend. Mit der Gründung der Rassezuchtverbände wurden unter anderem auch optische Standards in der Hundezucht zur Pflicht und die Arbeitseignung eines Individuums wurde in vielen Rassen über die Zeit immer weniger wichtig. Auch wurde immer mehr Augenmerk auf die Reinrassigkeit gelegt, Inzucht betrieben um besondere Merkmale schnell zu festigen und die Einkreuzung anderer Hunderassen verboten. Dies führe in die Sackgasse, in der die Hundezucht heute steckt.

Der besondere Hund und seine Folgen

Es mag verständlich sein, dass viele einen Hund haben wollen, der optisch gefällt und der natürlich der tollste, intelligenteste oder schönste Welpe aus dem ganzen Wurf ist. Allerdings hat das dazu geführt, dass vermeintlich besonders schöne Rüden übermäßig oft als Vater eingesetzt wurden, Merkmale übertypisiert wurden und der eh schon enge Genpool der Rassen noch enger wurde. Am Ende stehen wir vor beliebten Rassen, die einfach nur noch krank sind, also der Qualzucht Hund.

Beispiele:

  • 77 oder mehr Erbkrankheiten in einer Rasse
  • Über 90 Prozent der Individuen einer Rasse leiden an einer Erbkrankheit - teilweise mit schlimmsten Symptomen
  • Rassen, bei denen ein Großteil der Individuen um jeden Atemzug ringen muss
  • Rassen, deren Individuen kaum 6 Jahre alt werden, bevor sie an Krebs sterben.

Das ist leider keine Übertreibung, sondern harte Realität. In manchen Ländern wird bereits die Zucht mit bestimmten optische Merkmalen oder sogar ganzer Rassen verboten.

Probleme ohne Lösung?

Nun könnte man sagen, dass man einfach alle kranken Hunde testet und aussortiert, nur die gesunden verpaart, damit die Rassen wieder gesund sind. Leider ist das nicht so einfach.

Gentests und Untersuchungen

Leider kann man noch nicht auf alle Krankheiten oder Anlagen zu Erkrankungen genetisch testen. Untersuchungen helfen nur, um erkrankte Hunde zu finden. Das bedeutet, dass zum einen Träger dieser Krankheit (diese erkranken selbst nicht, können aber die Anlage vererben) nicht gefunden werden und weiter zur Zucht eingesetzt werden. Zum anderen gibt es erbliche Erkrankungen, die erst in einem Alter von ca. 8 Jahren oder später auftreten – bis also eine Untersuchung zeigt, dass ein Hund erkrankt ist, sind schon viele Nachkommen geboren und die Gene bereits vielfach weitervererbt.

Einige Zuchtverbände geben Gesundheitstests (Gentest, sowie Untersuchungen) für eine Zuchtzulassung vor, allerdings nicht alle, die möglich wären. Die Vorgaben unterscheiden sich je nach Verband.

Aussortieren von kranken Individuen und Inzucht

Aber auch wenn man alles testen und untersuchen könnte und das auch tun würde, bleibt noch das Problem mit der Inzucht. Jetzt schon sind viele Rasse sehr eng miteinander verwandt, so dass es fast einer Bruder-Schwester Verpaarung gleichkommt. Wie bereits oben erwähnt, gibt es Rassen, bei denen erbliche Krankheiten, die mit einer erheblichen Einbuße der Lebensqualität einhergehen, bei weit über 90% der Individuen vorhanden ist. Sortiert man nun alle erkrankten Tiere aus, bleibt je nach Rasse ein nur sehr kleiner Rest übrig. Zu wenig für eine gute und gesunde Zuchtbasis.

Auch nicht vergessen, darf man den aktuellen Trend zu immer mehr Zuchtvereinen. Die „alten“ sind einigen nicht streng genug, anderen zu streng und so werden munter immer neue Zuchtverbände gegründet. Daher haben wir heute eine unüberschaubare Masse an Vereinen und Züchtern ein und derselben Rasse, die den unterschiedlichsten Regelungen unterliegen, welche Gesundheitstest sie machen müssen, wie das kontrolliert wird, etc. Zudem dürfen die Individuen einer Rasse aus verschiedenen Vereinen nicht (oder nur mit extremem Aufwand über Generationen hinweg) miteinander verpaart werden. Dies verengt den Genpool zusätzlich.

Optik und Erbkrankheiten

Wir wissen heute, dass eine Auswahl der Zuchthunde nach Optik viele Probleme schafft. Wenn nicht nach Gesundheit selektiert wird, können sich Erbkrankheiten leichter weiterverbreiten. Auch stehen viele optisch gewünschten Merkmale in direktem Zusammenhang mit Erbkrankheiten. Trotzdem wird weiterhin oft auf extreme Merkmale selektiert, indem die Zuchtrichter bei Ausstellungen diese Hunde besonders gut bewerten, die eben oft auch unter Qualzuchtmerkmalen leiden.

Zudem wird auch außerhalb der Vereine gezüchtet oder besser vermehrt. Es wird gezüchtet was gefällt, ohne Gesundheitstest, Hauptsache schön und günstig. Von übertriebenen Merkmalen, bis hin zu Sonderfarben gibt es alles, was dem Käufer gefällt. Auch hier bestätigt sich immer wieder: Optik macht Leid!

Gibt es einen Ausweg?

Es gibt hier unterschiedliche Meinungen und Ansätze, die sich teils überschneiden, teils extem gegensätzlich sind.

Zuchtverbände, die keine Probleme sehen, oder eher langsam erstmal einige Jahre Untersuchen wollen, wie häufig eine Erkrankung in der Rasse auftritt, bevor sie Maßnahmen ergreifen und nur wenig testen lassen. Ein Zuchtverband ist eine private Organisation mit Mitgliedern und Mitgliedsversammlungen, auf denen auch über Zuchtordnungen abgestimmt wird. Daher sind sie zum einen langsam, zum anderen bedeuten extreme Maßnahmen auch, das Aus für einige Züchter, die dann natürlich gegen solche Maßnahmen stimmen, auch wenn sie sinnvoll wären.

Die Ansätze von Tierärzten und Forschern gegen da viel weiter, auch wenn diese sich ebenfalls nicht in allem einig sind. Hier einige Punkte:

  • Rassen neu denken und weg von der „Reinrassigkeit“
  • Alle Tests und Untersuchungen machen, die möglich sind und erkrankte Hunde ausschließen
  • Anlageträger für Krankheiten teilweise oder ganz aus der Zucht ausschließen
  • Beobachtung von Zuchtlinien und bei Häufung von Krankheiten über Generationen diese Linie komplett aus der Zucht nehmen
  • Zuchtbücher öffnen und auch andere Rassen einkreuzen lassen
  • Rückzüchtung mit der Hilfe von Einkreuzungen anderer Rassen
  • Verbot einiger Rassen, bei denen eine weitere Züchtung nur zu mehr leid führen würde
  • Verbot einiger Merkmale die zu extremem Tierleid führen

Fakt ist, dass wir als Käufer den Markt mitentscheiden. Wenn wir alle noch extremere Hunde haben wollen – kleiner, größer, flachere Gesichter, buntere Farben - dann werden diese auch gezüchtet, ungeachtet der Konsequenzen. Ja, wir als Käufer sind mitverantwortlich für die aktuelle Situation!

Rassen und Hundetypen bei HonestDog

Wir auf Honestdog erlauben auch die Zucht von Hunden die von vielen Züchtern als Mischlinge angesehen werden, weil sie nicht reinrassig sind. Trotzdem ist es wichtig, dass die Eltern die genetischen Untersuchungen der Rasse(n) haben, denen sie angehören. Dazu gehören zum Beispiel die so genannten Designerhunde, wie Labradoodles.

Weiterhin verwenden wir das Wort Rasse immer weniger und ersetzen es durch den Begriff Hundetyp. Hundetyp im Sinne eines Hundes, bei dem eine gewisse Grundtendenz vorhanden ist, was die Eigenschaften betrifft, der aber nicht reinrassig sein muss, sondern gerne auch mal gemischt werden darf. So wie wir das vor der Etablierung der großen Rassehundeverbände auch viele tausend Jahre lang erfolgreich gemacht haben. Es gab viele unterschiedliche Typen, mit ähnlichen Eigenschaften innerhalb eines Hundetyps, die gesund, langlebig und gut geeignet für die jeweilige Arbeit waren.

In dem Artikel: "Hunderasse: Was ist das?" kannst du mehr über dieses Thema erfahren.

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