Was ist eine Rasse?
Da der Begriff Rasse nicht so einfach und klar definiert ist, wird er, abgesehen von der Tierzucht, in den meisten Fällen vermeiden. In der Tierzucht wird damit eine Gruppe von Individuen derselben Art, die sich in Bezug auf Aussehen und Verhalten ähnlich sind, bezeichnet. Dies gilt auch, wenn sie sich untereinander Fortpflanzen, für ihre Nachkommen.
Die heutigen Hunderassen entstanden durch Verpaarung von Hunden, die vom Menschen selektiert wurden. Selektiert wurde anfänglich nach Fähigkeit und Leistung, wahrscheinlich aber auch schon nach Optik. So musste der Hund, der verteidigen und bewachsen sollte vor allem stark und wachsam sein, zudem war ein kräftiges Aussehen sicherlich ebenfalls von Vorteil. Erst später trat die Optik in den Vordergrund, es gründeten sich Rassehundvereine und es wurde festgelegt, wie jede Rasse auszusehen hat. Der so genannte Formwert sagt aus, wie sehr ein Hund dem Rassestandard entspricht. Inzucht wurde ein wichtiges Instrument für die so genannte Reinrassigkeit. D.h. wenn zwei Hund derselben Rasse verpaart werden, entsprechen die Nachkommen was sowohl Optik, als auch Verhalten angeht den Eltern. Die Abweichungen sollen hierbei so klein wie möglich sein. Natürlich geht es nicht bei allen Rassen nur um Optik. Hunde die zur Zucht zugelassen werden sollen müssen bei einigen Rassen (z.B. einige Jagdhunderassen) auch eine rassespezifisch Eignungsprüfungen abgelegt haben.
Welche Rassen gibt es?
Welche Gruppe von Individuen aktuell als Rasse anerkannt ist und welche nicht, ist ebenfalls wirklich einheitlich oder einfach geregelt. Um zu verstehen welche Rassen anerkannt sind, müssen wir uns kurz mit dem Thema Zuchtverbände beschäftigen, denn es gibt nationale und internationale Verbände die Rassen anerkennen. Aber nicht jeder Verband erkennt dieselben Rassen an.
Ein großer internationaler, weltweiter Verband ist die FCI (Fédération Cynologique Internationale), In diesem sind Nationale Dachverbände organisiert, z.B. der VDH in Deutschland und der ÖKV in Österreich. In diesen Nationalen Verbänden sind dann die einzelnen Rassehundevereine in dem Land organisiert, z.B. der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) e.V. der den Deutschen Schäferhund betreut, oder der Deutscher Windhundzucht- und Rennverband e.V. (DWZRV), der gleich mehrere Rassen betreut. Auch gibt es manchmal mehrere Vereine für eine Rasse.
Die drei größten Dachverbände sind die FCI, der American Kennel Club (AKC) und der britische Kennel Club (KC). Zusätzlich gibt es viele weitere Nationale und Internationale Verbände und Vereine.
Wenn wir uns nun die Hunderassen ansehen wird es nicht weniger komplex. Es gibt Rassen, die von allen drei Verbänden anerkannt werden, z.B. der Pudel. Der Langhaarcollie wird auch von allen drei anerkannt, wurde allerdings in Europa und Amerika ein wenig unterschiedlich gezüchtet, so dass nun immer wieder von zwei Varianten gesprochen wird: Amerikanischer Collie und Britischer Collie. Der Bolonka Zwetna wird vom Nationalen Russischen Zuchtverband, der zur FCI gehört anerkannt, aber z.B. nicht vom Österreichischen Dachverband, der ebenfalls zur FCI gehört. Der Niemandsländer ist eine recht neue Rasse, die nur von dem Verein, der sich 2018 gegründet hat, anerkannt wird, zudem ist hier das Zuchtbuch offen, d.h. es dürfen auch andere Hunde eingekreutzt werden und die Hunde sind in Aussehen und Charakter noch sehr variabel. Daher erkennen die anderen Zuchtvereine den Niemandsländer nicht als Rasse an.
Brauchen wir Rassen überhaupt?
Hunde mit vorhersagbaren Eigenschaften zu haben, war und ist für die Arbeit mit Hunden sehr wichtig. Ein Jäger wird mit einem Wachhund, der näherkommende Individuen verbellt nicht sehr glücklich werden. Genauso wie ein Mitarbeiter beim Wachschutz mit einem anderen Menschen liebenden Labrador. Auch für Familien ist die gezielte Suche nach einem kinderfreundlichen Hund sehr wichtig.
Leider wurde bei vielen Rassen zu viel Gewichtung auf das Aussehen gelegt. Es wurde gezüchtet was dem Menschen gefällt, Rassen optisch uniform gemacht und damit in vielen Fällen die Gesundheit zu wenig beachtet. Rassen wie Mops, Französische Bulldogge, Bassett und einige mehr zahlen hierfür den Preis. Zusätzlich wurde durch Inzucht und die übermäßige Verwendung von sehr beliebten Rüden die genetische Vielfalt deutlich eingeschränkt. Das Ergebnis sind Rassen mit vielen Erbkrankheiten und wenig Möglichkeiten diese rauszuzüchten. Viele Verbände haben geschlossene Zuchtbücher, das bedeutet, dass nur die Hunde des Verbandes miteinander verpaart werden dürfen und nicht mit Hunden derselben Rasse anderer Verbände (auch hier gibt es je nach Verband Ausnahmen und andere Regelungen). Dies schränkt die genetische Vielfalt weiter ein.
Der große Vorteil von Rassen ist, wie oben geschrieben, die Vorhersagbarkeit von Eigenschaften. Aber so wie die Rassehundezucht zurzeit betrieben wird, gibt es zu viele Nachteile.
Gibt es Alternativen?
Es gibt immer mehr Zuchtverbände, die Regelungen für Gesundheitstest vor dem Zuchteinsatz von Hunden vorgeben, um bestimmte Erkrankungen zu vermeiden. Allerdings ist die derzeitige Umsetzung umstritten. Hunde aus Rassen mit 70 und mehr bekannten Erbkrankheiten müssen in einem der größten Verbände in Deutschlang nur auf 3-7 getestet werden, bevor man mit ihnen züchten darf. Viele Experten empfehlen zudem die Zuchtbücher zu öffnen, die so oft zitierte Reinrassigkeit quasi über Bord zu werfen und neben der Gesundheit auch die genetische Vielfalt in den Vordergrund zu stellen.
Beim einigen Rassen wird versucht durch Einkreuzung anderer Rassen die vorhandenen Probleme zu verringern oder zu verhindern. So wird z.B. beim Mops versucht, über eine Einzucht von z.B. Beagle oder Shiba Inu die Nase zu verlängern. Diese Hunde werden natürlich von den meisten Verbänden nicht anerkannt und gelten als Mischling. Aber ist das nicht egal, wenn der Hund dafür frei atmen kann?
So genannte Designerrassen oder Hybridhunde sind gezielte Mischungen aus verschiedenen Rassen. Hier kann das Ziel sein, bestimmte Eigenschaften zu fördern, zu kombinieren oder Erkrankungen zu eliminieren. Auch diese Hunde sind genau genommen Mischlinge.
Auch gibt es immer mehr Vereine, die sich gründen und versuchen neue Rassen zu schaffen, indem sie erstmal eine große Vorauswahl an Hunden treffen und diese miteinander verpaaren. Meist sind hier, gerade am Anfang, die Zuchtbücher offen. Hierzu gehört der oben erwähnte Niemandsländer.
Beim Alaskan Husky handelt es sich um einen Hundetyp. Hier werden nordische Hunde gezielt mit anderen Rassen, wie z.B. Pointern verpaart, um im Ergebnis einen schnellen und agilen Schlittenhund zu bekommen. Am Ende zählt die Leistung und Gesundheit.
Wie geht HonestDog damit um?
Da wir die Bezeichnung Typ für Hundegruppen sehr sinnvoll finden und diese eben nicht mit den stereotypen Normen einhergeht, wie der Begriff Rasse, nutzen wir diese Bezeichnung für viele Hundegruppen, wie Niemandsländer und Labradoodle. Nach und nach wird Hundetyp das Wort Rasse bei HonestDog ersetzen um auch in der Wortwahl zu verdeutlichen für was wir stehen:
Gute und GESUNDE Hundezucht!
In diesem Artikel erfährst du mehr über das Thema: Hunderasse: Was ist das und wieso sollten man den Begriff heute nicht mehr verwenden?